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Adolf
Mahler
08.10.1879
Gutenbrunn
26.05.1942
Maly Trostinec
Fabriksdirektor
Rennersdorf 16
Zwangsumsiedlung in die Wollzeile 9, Wien 1; am 20. Mai 1942 nach Maly Trostinec deportiert
Lippold (Leopold)
Anna
Steiner
Johanna
Peter
Dolly

Am 17. Februar 1881 gründete Sigmund Mahler in Kemmelbach einen Produktenhandel. Durch den als Geschäftszweig betriebenen Hadernhandel kam er auch mit diversen Papierfabriken in Kontakt, was ihn und seinen 1886 in die Firma eingetretenen Bruder Adolf 1892 veranlasste, die Papiermühle in Rennersdorf zu pachten. In der Fabrik in Rennersdorf fanden in ihrer Blütezeit 150 Arbeiter Beschäftigung, die zu einem Teil in den für sie erbauten vier Arbeiterhäusern wohnten. Der 1927 geborene Perutz (früher Peter) Mahler, Sohn des damaligen Fabrikdirektors Adolf Mahler – die Firma gehörte nicht ihm selbst, sondern stand im Eigentum seiner Familie – berichtete, dass sie als einzige Familie im Ort Strom und das WC im Haus hatten. Das Dynamohaus am Fluss neben der Fabrik versorgte die Fabrik und das Privathaus mit Elektrizität. Stand die Fabrik jedoch still, gab es auch im Haus weder Warmwasser noch Strom. Nach dem »Anschluss« kaufte die Firma Piatnik das Werk – in welchem Verfahren, lässt sich nicht feststellen – und der frühere Ingenieur wurde Fabrikleiter. Perutz Mahler erinnert sich an die Zeit nach der Arisierung: »Die Zeit war schwer. Die Fabrik hatte einen Zaun und ein Tor. Dort befand sich ein Wachposten und eine Waage für Autos. Beim Wachposten war ein Gestell, wo Zeitungen ausgestellt wurden: Der Völkische Beobachter und Der Stürmer. Mein Name war: ,Peter Mahler, der Saujud’. Diejenigen, die nett waren, nannten mich nur ,Judenbinkel’, die nicht netten ,Saujud‘. Als die Nazis in Österreich einmarschierten, war das Erste, was mein Vater machte, dass er eine Annonce in der englischen Fachzeitschrift The Papermaker aufgab. Mein Vater arbeitete über 40 Jahre in der Papierbranche. Ich nehme daher an, dass er in der Branche bekannt war. Er bekam einen ganzen Stoß von Zuschriften. Natürlich suchte er das Beste aus und das war Indien. Manager of the Indian Paper Cartell, ein Haus in Bombay, eine viel bessere Stellung als er sie je in Österreich gehabt hatte. Natürlich wollten wir nach Indien. Doch um eine Einreisegenehmigung nach Indien zu bekommen, brauchte man ein medizinisches Attest. Mein Vater war damals bereits fast 60 Jahre alt und der Doktor sagte, dass ein Mensch dieses Alters, der aus Österreich kommt, nicht in Bombay leben kann. Ich glaube, er hatte recht. Also ist Indien durchgefallen. Das nächstbeste Angebot war Portugal, doch Portugal wollte keine Arbeitsbewilligung geben. Die Regierung sagte, dass es genug Arbeitslose in Portugal gebe; wenn eine portugiesische Fabrik einen Direktor braucht, gibt es genug arbeitslose Direktoren im Land. Wenn das eine portugiesische Fabrik gewesen wäre, wäre es das Ende gewesen. Doch die Fabrik war eine englische Fabrik und die Besitzer in England sagten, wenn wir nicht unseren eigenen Direktor wählen können, schließen wir die Fabrik und dann habt ihr noch mehr Arbeitslose. Die Angelegenheit kam vor's portugiesische Parlament und die Sache dauerte immer länger. Schließlich sagte meine Mutter, dass sie nicht länger warten könnten. In der Zwischenzeit war das Münchner Abkommen geschlossen worden. Das nächste Ziel waren die USA. Wir hatten sogar zwei Affidavits, aber keine Arbeit. Die Eltern erhielten daher eine so hohe Quotennummer, dass sie zwei Jahre hätten warten müssen. Daher bemühten sie sich neuerlich um eine Arbeit in England und erhielten tatsächlich ein Visum, aber erst am 1. September 1939, sodass sie nicht mehr weg konnten. Das war das Ende.« 1938 meldete sich die Familie Mahler nach Wien ab. Die Übersiedlung erfolgte jedoch bereits vor Schulbeginn. Wie eine solche »Übersiedlung« real vor sich ging, schildert Peters Schwester Daliah Sapir (früher Dolly, geb. Mahler) so: »Früh am nächsten Morgen, um 5 oder 6 Uhr, es wurde gerade erst hell, brachen wir nach Wien auf. Drei oder vier Leute erschienen, um uns anzutreiben. Mein Vater sagte, dass er sich nach 40 Jahren nicht so einen Abschied verdient hätte. Daran erinnere ich mich noch ganz deutlich.« Angesichts der Schwierigkeiten, im Ausland einen Arbeitsplatz zu bekommen, beschlossen die Eltern im März 1939, ihre Kinder mit einem Kindertransport nach England zu schicken. Perutz und Daliah landeten schließlich bei jüdischen Familien in Schottland. Daliah erinnert sich an den Abschied, als alle noch überzeugt waren, einander bald wiederzusehen: »Meine Tante musste uns zum Bahnhof bringen, weil es meine Eltern nicht ertragen konnten. Meine letzte Erinnerung an meine Eltern ist, dass mein Vater schluchzend in der Tür stand.« Adolf und Johanna Mahler wurden von ihrer letzten Adresse in Wien 1, Wollzeile 9 am 20. Mai 1942 nach Maly Trostinec deportiert. Angeblich begingen sie vor der Ankunft Selbstmord durch die Einnahme von Zyanid-Kapseln. Die Geschwister Perutz und Daliah ließen sich schließlich im Kibbutz Yassur in Israel nieder.

On 17 February 1881, Sigmund Mahler founded a product trade in Kemmelbach. Through his rag trading business, he also came into contact with various paper mills, which prompted him and his brother Adolf, who joined the company in 1886, to lease the paper mill in Rennersdorf in 1892. In its heyday, the factory in Rennersdorf employed 150 workers, some of whom lived in the four workers' houses built for them. Born in 1927, Perutz (formerly Peter) Mahler, son of the then factory director Adolf Mahler – the company did not belong to him, but was owned by his family – reported that they were the only family in the village to have electricity and a toilet in the house. The dynamo house on the river next to the factory supplied the factory and the private house with electricity. However, when the factory was shut down, there was no hot water or electricity in the house either. After the “Anschluss”, the Piatnik company bought the factory – it is not clear how – and the former engineer became factory manager. Perutz Mahler remembers the time after the Aryanisation: “It was a difficult time. The factory had a fence and a gate. There was a guard post and a weighbridge for cars. Next to the guard post was a rack where newspapers were displayed: Der Völkische Beobachter and Der Stürmer. My name was: 'Peter Mahler, the Saujud'. Those who were nice just called me 'Judenbinkel', those who weren't called me 'Saujud'. When the Nazis invaded Austria, the first thing my father did was to place an advert in the English trade magazine The Papermaker. My father worked in the paper industry for over 40 years. I therefore assume that he was well known in the industry. He received a whole load of letters. Of course, he chose the best and that was India. Manager of the Indian Paper Cartel, a house in Bombay, a much better position than he had ever had in Austria. Of course we wanted to go to India. But to get an entry permit to India, you needed a medical certificate. My father was almost 60 years old at the time and the doctor said that a person of that age from Austria could not live in Bombay. I think he was right. So India fell through. The next best offer was Portugal, but Portugal wouldn't give a work permit. The government said that there are enough unemployed people in Portugal; if a Portuguese factory needs a director, there are enough unemployed directors in the country. If this had been a Portuguese factory, it would have been the end. But the factory was an English factory and the owners in England said, if we can't choose our own director, we'll close the factory and then you'll have even more unemployed. The matter went to the Portuguese parliament and it took longer and longer. Finally, my mother said that they couldn't wait any longer. In the meantime, the Munich Agreement had been signed. The next destination was the USA. We even had two affidavits, but no work. The parents were therefore given such a high quota number that they would have had to wait two years. So they tried again to find work in England and actually got a visa, but only on 1 September 1939, so they couldn't leave. That was the end.” In 1938, the Mahler family deregistered to Vienna. However, the move took place before school started. Peter's sister Daliah Sapir (formerly Dolly, née Mahler) describes how such a “relocation” actually took place: “Early the next morning, at 5 or 6 o'clock, it was just getting light, we set off for Vienna. Three or four people turned up to urge us on. My father said that after 40 years he didn't deserve such a farewell. I still remember that very clearly.” Given the difficulties of finding a job abroad, the parents decided in March 1939 to send their children to England on a Kindertransport. Perutz and Daliah eventually ended up with Jewish families in Scotland. Daliah remembers saying goodbye when everyone was still convinced that they would soon see each other again: “My aunt had to take us to the railway station because my parents couldn't bear it. My last memory of my parents is my father standing in the doorway, sobbing.” Adolf and Johanna Mahler were deported from their last address in Vienna 1, Wollzeile 9 to Maly Trostinec on 20 May 1942. They allegedly committed suicide before their arrival by taking cyanide capsules. The Perutz siblings and Daliah eventually settled in Kibbutz Yassur in Israel.



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