Gründung
Gründung
Nach fast 200 Jahren Ansiedlungsverbot für Juden in Niederösterreich brachte die Revolution 1848 endlich freie Niederlassung. Vor allem aus Mähren, Böhmen und Westungarn zogen Juden und Jüdinnen nach St. Pölten. Bereits 1851 richteten sie einen Betraum ein, 1859 erwarben sie den Friedhof am Pernerstorfer Platz, der heute nur mehr als Grünfläche existiert. Seit 1906 bis heute werden die Toten auf dem Friedhof in der Karlstettner Straße 3 begraben. Die offizielle Gründung der Israelitischen Kultusgemeinde erfolgte 1863. Damals hatte sie ca. 300, 1938 ca. 1000 Mitglieder in St. Pölten, Wilhelmsburg, Herzogenburg und den umliegenden Dörfern.
Statuten
Statuten
Im August 1852 bestätigten die Behörden den Status einer gemeindlichen Organisation und gestatteten dieser Gemeinde kurz danach die Anstellung eines Religionslehrers. Am 28. April 1857 beantragten die St. Pöltner Juden schließlich die Gründung einer israelitischen Kultusgemeinde (im folgenden: IKG). Sie sollte sich über das Gebiet der Bezirkshauptmannschaften St. Pölten, Lilienfeld, Melk und Hietzing-Umgebung erstrecken. Die Bestätigung der Statthalterei erfolgte aber erst 1863.
NS-Zeit
NS-Zeit
Das „Referat für Fürsorge und Auswanderung“
Der größte Teil der jüdischen St. Pöltner verlor seine Existenzgrundlage. Um den in Not geratenen Menschen zu helfen, richtete die Kultusgemeinde in der Synagoge das „Referat für Fürsorge und Auswanderung“ ein, das den Emigranten die notwendigen Bestätigungen ausstellte und versuchte, sie auch finanziell zu unterstützen.
Nach dem Krieg
Nach dem Krieg
Heimkehr
Die Familien Allina, Kohn und Morgenstern kehrten 1947/48 nach St. Pölten zurück. Sie hatten beruflich und klimatisch nicht in Palästina heimisch werden können. Nach einigen Ansuchen und Amtswegen erhielten sie, soweit noch vorhanden, ihr früheres Eigentum zurück und schufen sich eine neue Existenz. Alle hatten nahe Familienangehörige verloren.
Rückstellung
Die Rückstellung des „arisierten“ Eigentums
„Sachwerte kann man ersetzen. Aber bei uns sind die Leute umgebracht worden, die kann man nicht mehr ersetzen.“ (Stella Morgenstern)
„Julius und Adele Körner werden aufgefordert, vor dem gefertigten Gerichte zu erscheinen oder auf andere Weise von sich Nachricht zu geben." Solche makabren Aufrufe erließ ordnungsgemäß das St. Pöltner Amtsblatt, um das Verfahren zur Todeserklärung von verschollenen Juden und Jüdinnen einleiten zu können. Julius und Adele Körner waren am 19. Mai 1942 wahrscheinlich nach Minsk deportiert worden.