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Josefine
Tachau
Kolb
06.04.1910
Asparn bei Tulln
Opole
Privatier
Bachgasse 29, St. Pölten
Am 31. Juli 1939 Zwangsumsiedlung in die Floßgasse 3, Wien 2; am 26. Februar 1941 nach Opole deportiert
Jakob
Franziska
Engel
N.N. Tachau
Edith
Eveline
Lizzi


Steine der Erinnerung

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Josefine Tachau und ihre Töchter Edith, Lizzi und Eveline Kolb

„Nach dem Umbruch wurde mir die Fürsorgeunterstützung vollständig entzo­gen und in den letzten Tagen verlor ich auch die Bedienung bei Frau Schulhof. Ich stehe nunmehr mit meinen 3 Kindern vollständig mittellos da. Ich bin seit einigen Tagen nicht mehr in der Lage, für mich und meine Kinder Nahrung zu beschaffen. Wir hungern! Ich bitte daher vielmals, mir und meinen Kindern rascheste Hilfe zukommen zu lassen, da ich sonst gezwungen wäre, einen Ver­zweiflungsakt zu begehen.“
(Josefine Tachau an den Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde St. Pölten, 9. Juni 1938)

Ohne die konkreten Umstände zu kennen, lässt sich schon aus den reinen Da­ten das unglückliche Leben von Josefine Tachau erahnen. Am 6. April 1910 in Asparn bei Tulln (Niederösterreich) als Tochter von Jakob Kolb und Franziska, geb. Engel, geboren, war sie bereits mit 22 Jahren geschieden. Anlass war ver­mutlich die Geburt der Tochter Edith am 23. Mai 1931 in Salzburg, deren Vater nicht in den Matrikeln aufscheint und die daher den Mädchennamen ihrer Mutter erhielt. Zwei Jahre später schenkte Josefine Tachau ihrer zweiten Toch­ter Lizzi das Leben, geboren am 6. Juni 1933 in St. Pölten, ebenfalls mit einem Mann, der in den Matrikeln nicht als Vater ausgewiesen ist. Das dritte Kind, Eveline, kam am 2. November 1935 in St. Pölten zur Welt. Als Vater im gemeinsamen Haushalt ist ein nicht weiter bekannter Moritz Wiesenfeld, „arbeitslos“, verzeichnet. In ihrem Fürsorgeansuchen von 1938 bezeichnete sich Josefine allerdings als Witwe, doch ist von einer Eheschließung nichts bekannt und es erfolgte auch keine Namensänderung.

Jedenfalls hatte Josefine Tachau als alleinstehende Mutter sichtlich ohne jeden familiären Rückhalt drei kleine Kinder zu versorgen, was sie bis zum „Anschluss“ mit ihrer Arbeit als Bedienerin und einer Unterstützung sowohl der Fürsorge als auch der Kultusgemeinde gerade noch bewältigte. Mit dem nach ihrem verzwei­felten Hilfeschrei von der IKG gewährten Zuschuss konnte sie wenigstens ihre Miete in der bescheidenen Höhe von 17,80 Reichsmark aufbringen.

Am 31. Juli 1939 erfolgte die Zwangsumsiedlung nach Wien 2, Floßgasse 3. Wann Josefine Tachau von ihren Töchtern getrennt wurde, wissen wir nicht. Die Deportation der Mutter erfolgte von dieser Adresse, bei den Töchtern ist als letzte Adresse Wien 2, Böcklingasse 59 angegeben. Dort befand sich das 1928 gegründete Lele­-Bondi-­Heim für Mädchen, das im November 1941 geschlos­sen wurde. Die elf von dort Deportierten waren tatsächlich allesamt Mädchen, keines über 13 Jahre alt. Dies waren Kinder, die nach dem „Anschluss“ aus der Obsorge der Stadt Wien entlassen worden waren und für die Franziska „Franzi“ Löw, die Fürsorgerin der IKG, die Vormundschaft übernommen hatte. Edith, Lizzi und Eveline Kolb waren wohl aufgrund der Armut ihrer Mutter dort unter­gebracht worden. Jüdische Heimkinder wurden jedoch in der Regel gemeinsam mit ihren Ver­wandten deportiert, so auch Josefine Tachau und ihre Töchter am 26. Februar 1941 nach Opole bei Lublin. In diesem Transport waren auch die St. Pöltner Ehepaare Heinrich und Hermine Gelb und Rudolf und Emma Kohn, die 2018 einen „Stein der Erinnerung“ erhielten, sowie andere Juden und Jüdinnen aus der Stadt. Es ist anzunehmen, dass die kleinen Mädchen und ihre Mutter die grauenhaften Lebensumstände in diesem Ghetto nur kurze Zeit überlebten. Ihr Todestag ist nicht bekannt.

 

Josefine Tachau and her daughters Edith, Lizzi, and Eveline Kolb

“After the Anschluss, I was stripped of all welfare support and in the last few days I also lost my position in the service of Ms. Schulhof. I, along with my 3 children, am therefore entirely without means. I have not been able to procure food for myself and my children for days now. We are starving! I therefore ur- gently request that my children and I be helped as quickly as possible, as I will otherwise be forced to commit an act of desperation.” (Josefine Tachau to the board of the Jewish community organization in St. Pölten, 9 June 1938)

Without knowing specific circumstances, the bare facts indicate how unhappy Josefine Tachau’s life was. Born on 6 April 1910 in Asparn near Tulln (Lower Austria) to Jakob Kolb and Franziska, née Engel, she was already divorced by the age of 22. The reason was presumably the birth out of wedlock of her daughter Edith in Salzburg on 23 May 1931, whose father is not named in the birth regis­ ter and who therefore received her mother’s maiden name. Two years later, on 6 June 1933, Josefine Tachau gave birth in St. Pölten to her second daughter, Lizzi, whose father was also not named in the birth register. Her third child, Eveline, was born in St. Pölten on 2 November 1935. Her father, who was listed as residing in the same household but about whom nothing further is known, was named as Moritz Wiesenfeld, “unemployed”. In her welfare application in 1938, Josefine called herself a widow, but there is no record of a second mar­ riage, nor did she change her name. In any case, Josefine Tachau was a single mother who evidently had to care for three little children without any familial support. Until the “Anschluss”, she barely managed through her employment as a maid as well as through welfare support, including from the Jewish com­ munity organization. With the support payment she received from the Jewish community following her desperate cry for help, she was at least able to pay the rent, which amounted to a modest 17.80 Reichsmark.

On 31 July 1939, she was forced to relocate to Flossgasse 3 in Vienna’s second district. We do not know when Josefine Tachau was separated from her daugh­ ters. The mother was deported from this address, while the last known address of the daughters was Böcklingasse 59 in the second district. This was the loca­ tion of the Lele Bondi girls’ home, founded in 1928, until it was shut down in November 1941. The eleven people deported from this address were indeed all girls, none of whom was over 13. These were children who had been expelled from the care of the City of Vienna after the “Anschluss” and whose guardian had henceforth been Franziska “Franzi” Löw, the Vienna Jewish community organization’s social worker. Edith, Lizzi, and Eveline Kolb were presumably housed there due to their mother’s indigence.

Jewish children’s home residents were as a rule deported together with their relatives. Thus, the Kolb sisters were deported together with their mother Jo­ sefine Tachau to Opole near Lublin on 26 February 1941. This transport also included the couples Heinrich and Hermine Gelb as well as Rudolf and Emma Kohn from St. Pölten, for whom a Stone of Remembrance was placed in 2018, as well as other Jews from St. Pölten. The little girls and their mother presumably only survived the gruesome living conditions in the ghetto for a short while. No date of death is known.

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