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Hermine
Gelb
Löbl
10.03.1876
Lackenbach
24.12.1941
Opole
Haushalt
Kremsergasse 9, St. Pölten
Am 6. Mai 1940 Zwangsumsiedlung in die Floßgasse 6/8, Wien 2; am 26. Februar 1941 nach Opole deportiert
Leopold
Charlotte
Feigelstock
Heinrich
Alfred
Emil
Margarete
Paul


Steine der Erinnerung

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Heinrich und Hermine Gelb

„Ungefähr 3 Wochen nach dem Umbruch trug mir Herr Gelb, der mich eigens in seine Wohnung rufen ließ, Haus und Geschäft an. [...] Da ich selbst nicht Mitglied oder auch nur Anwärter der NSDAP oder einer Gliederung war, wurde mir zuerst die Übernahme des Hauses überhaupt verweigert. Herr Gelb setzte sich nun persönlich bei dem ihm als alten St. Pöltner gut bekannten Kreiswirtschaftsleiter ein, und lediglich dieser Intervention war schließlich die Bewilligung der Hausübernahme zu danken.“

Heinrich Gelb gehörte demnach sicher nicht zu denen, die nach dem „Anschluss“ erst einmal abwarteten. Für seinen Wunschkandidaten, seinen früheren Lehrling und langjährigen Angestellten Josef Resch, intervenierte er sogar bei NS-Kreiswirtschaftsleiter Fritz Waibl.

Geboren am 28. August 1875 in St. Pölten als Sohn von Samuel und Barbara, betrieb Heinrich Gelb ab 1899 das „Friseur- und Rasiergewerbe“, wie in der Vermögensanmeldung seiner Frau steht, ab 1911 in einem eigenen „Herren- und Damensalon“. Mit seiner Frau Hermine Löbl aus Lackenbach, geboren am 10. März 1876, hatte er vier Kinder und musste zwei Söhnen beerdigen. „Unser aller Liebling“, so in der Grabinschrift, Alfred, starb 1923 mit 12 Jahren. Ein zweiter Sohn, der Drucker Emil, verunglückte im Oktober 1925 in seinem 21. Lebensjahr „durch Absturz vom Wasserfalle bei Lilienfeld“. 

Die beiden überlebenden Kinder, Paul, geboren 1905, wie sein Vater Friseur und später Buchhalter, kehrte im August 1938 nach einem Schachturnier in Zürich nicht mehr in die nunmehrige „Ostmark“ zurück. Grete (Margarete), geboren 1909, emigrierte im April 1939 nach Großbritannien. Trotz aller Umsicht gelang ihren Eltern die Flucht nicht. Relativ spät, erst am 7. Mai 1940, erfolgte die Zwangsumsiedlung nach Wien 2, Floßgasse 6/8. Am 26. Februar 1941 wurden Heinrich und Hermine Gelb nach Opole bei Lublin deportiert, auf diesem Transport von mehr als tausend Menschen befanden sich auch mehrere andere St. Pöltner Jüdinnen und Juden. Wann Heinrich den katastrophalen Lebensumständen im Ghetto erlag, ist nicht bekannt. Hermine wurde am 24.12.1941 ermordet.

Das Haus mit Geschäft wurde im Februar 1948 an die Kinder Paul und Grete zurückgestellt, die Rechtsvertretung hatte der aus Erez Israel/Palästina heimgekehrte Dr. Egon Morgenstern übernommen. Außer den Kindern stand auch Hermine Gelb in der Liste der Erben, allerdings mit dem Vermerk „derzeit verschollen“.

Aus: Steine der Erinnerung in St. Pölten I/2018, S.29-35, Hg.: Institut für jüdische Geschichte Österreichs, zu bestellen unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! um 8 € zzgl. Porto
Bilder: Foto von Bernadette Dewald, Unterschriften von Heinrich und Hermine Gelb, 14. Juli 1938, NÖLA, RStH ND, Sonderdezernat lVd-8, Vermögensanmeldung von Heinrich und Hermine Gelb, St. Pölten

 

Heinrich and Hermine Gelb

„About three weeks after the upheaval, Mr. Gelb, who had me summoned to his apartment, offered me his house and his business. [...] Since I was not a member or even a candidate of the NSDAP or of any organization, I was at first barred from taking over his house. Mr. Gelb then personally lobbied the district leader for economic affairs, whom he knew well as a long-term resident of St. Pölten, and it was only thanks to his intervention that the takeover of the house was finally permitted.“

According to this report, Heinrich Gelb was not one of those who bided his time after the “Anschluss”. He even interceded with Fritz Waibl, the Nazi district leader for economic affairs, on behalf of his favorite candidate, his former trainee and long­term employee Josef Resch.

Born on 28 August 1875 in St. Pölten to Samuel and Barbara, Heinrich Gelb opened a “hairdresser’s and barber’s business” in 1899, as it was listed in his wife’s declaration of property, and from 1911 ran his own “men’s and women’s salon”. He was married to Hermine Löbl from Lackenbach, who was born on 10 March 1876 and with whom he had four children. They had to bury two of their sons. “Beloved by us all”, so reads the gravestone inscription of Alfred, who died in 1923 aged only twelve. A second son, Emil who worked as a printer, had a fatal accident in October 1925 aged 21, “through a fall from the waterfalls near Lilienfeld”. Of the two surviving children, Paul, who was born in 1905 and like his father became a hairdresser and later an accountant, chose in August 1938 after a chess tournament in Zurich never to return to what had become the “Ostmark”. Grete (Margarete), who was born in 1909, emigrated to the United Kingdom in April 1939. Despite all their prudence, their parents did not man­ age to escape. They were forcibly relocated at a relatively late date, on 7 May 1940, to Vienna 2, Flossgasse 6/8. On 26 February 1941, Heinrich and Hermine Gelb were deported to Opole near Lublin on a transport comprising more than a thousand people including numerous Jews from St. Pölten. It is not known when Heinrich succumbed to the catastrophic living conditions in the ghetto. Hermine was murdered on 24 December 1941.

The house and business were restituted to the children Paul and Grete in February 1948, the legal counsel having been performed by Dr. Egon Morgen­stern, who had returned from Eretz Israel/Palestine. Aside from the children, Hermine Gelb was also listed as a beneficiary, albeit with the remark “currently missing”.

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