Geschichte

Der alte jüdische Friedhof St. Pölten wurde 1859 angelegt und 1860 eine Zeremonienhalle errichtet. Bis zu seiner Schließung 1904 fanden 583 Beerdigungen statt. Die hier begrabenen Personen konnten aus den erhaltenen Sterbematriken der IKG erschlossen werden. 1935 erfolgte der Abriss der alten Zeremonienhalle und das Grundstück wurde geteilt: westlich lagen die Gräber, östlich entstand eine Weidefläche.

Nach dem „Anschluss“ im Jahr 1938 wurde der Friedhof – wie alle anderen Liegenschaften der IKG – von der Stadt St. Pölten „arisiert“. Die Grabsteine übernahm die städtische Friedhofsverwaltung, über ihre Verwendung ist nichts bekannt. 1943 wurde für den gegenüberliegenden Kindergarten auf der Rasenfläche eine Baracke errichtet.

Heute steht auf dem Areal kein einziger Grabstein mehr. Eine im Zuge des Projekts zur Neugestaltung des Friedhofs 2012 durchgeführte Bodenuntersuchung mit Georadar zeigt jedoch die genaue Lage der Gräber und der Fundamente der Zeremonienhalle an.

1953 erfolgte die Rückstellung des Friedhofs an die IKG Wien als Rechtsnachfolgerin der IKG St. Pölten. Nach dem Abriss der Kindergarten-Baracke im Jahr 1968 errichtete die IKG einen einfachen Gedenkstein mit der Inschrift: „An dieser Stelle befand sich der alte jüdische Friedhof der Stadt St. Pölten“. Seither blieb das Areal unverändert.

Wahrscheinlich wurde bereits 1859 ein Krankenpflege- und Beerdigungsverein Chewra Kadischa gegründet. In St. Pölten wurde die Chewra Kadischa 1894 behördlich erfasst. Sie war die Verwalterin des israelitischen Friedhofs, Eigentümerin des Areals war die IKG.