„Zittert hat man allweil, net, da sind allweil die Gerüchte kommen, jetzt kommen wir auch dran.“ (Otto Wellisch) „Der Priester, der uns getraut hat in der Votivkirchen, im 38er Jahr, der hat halt immer zu mir geredet: Bleiben Sie bei Ihrem Mann, hat er gesagt, Sie schützen Ihren Mann.“ (Maria Wellisch) Als Otto Wellisch im Jahr 1937 seine nicht-jüdische Frau Maria heiratete, fragte der Standesbeamte die Braut: „In dieser Zeit tun Sie noch einen Juden heiraten?“ Einige Menschen, die nach den Nürnberger Rassengesetzen von 1935 „Volljuden“ waren, konnten die Verfolgung am Ort überleben. Jüdische Elternteile eines „Mischlings“ sowie kinderlose jüdische Ehefrauen in aufrechter Mischehe waren privilegiert und wurden großteils nicht deportiert. Auch jüdische Ehemänner von „arischen“ Frauen genossen mehr Schutz. Sie überlebten, weil die Nationalsozialisten befürchteten, dass die Proteste der nichtjüdischen Angehörigen die Geheimhaltung des Vernichtungsprozesses gefährden könnten. Trotzdem zogen viele Betroffene die Flucht in das sichere Ausland vor. Sieben St. Pöltner Jüdinnen und Juden überlebten in ihrer Heimatstadt oder in Wien in geschützter Mischehe: Melanie Benedikt, Rudolf Bondy, Anna Mattes, geb. Gelb, Ernestine Jeschko, Alfred Kirchenberger, Else Maurer und Otto Wellisch. Nach dem Novemberpogrom wurde Otto Wellisch verhaftet und zehn Tage in Wien gefangen gehalten und misshandelt. Seine nicht-jüdischen „Spezln“ – obwohl Nationalsozialisten – und seine Ehefrau bewahrten ihn vor der Deportation. Während des Krieges war Otto Wellisch Zwangsarbeiter im Eisenerz. Seine Frau musste an ihrer Wohnungstür in Wien einen „Judenstern“ anbringen, in allen Ausweisen stand „Gatte Jude“ und der Luftschutzwart ließ sie nicht in den Luftschutzkeller. In den letzten Wochen versteckte sich die Familie – inzwischen war eine Tochter geboren worden – bei Marias Mutter in Osterburg bei Melk. Ottos Bruder Ernst Wellisch und dessen Frau Melanie verließen im November 1939 mit dem sogenannten „Kladovo-Transport“ Wien in Richtung Palästina. Auch sie hatten ein kleines Kind. Das Fluchtschiff strandete im serbischen Donauhafen Kladovo. Als Vergeltung für jugoslawische Partisanenüberfälle erschoss die Wehrmacht alle jüdischen Männer, die Frauen und Kinder kamen im KZ Sabac um.
“We were always trembling, no, there were always rumours that now it would be our turn.” (Otto Wellisch) “The priest who married us in the votive church in the year 38 always said to me: Stay with your husband, he said, you protect your husband.” (Maria Wellisch)
When Otto Wellisch married his non-Jewish wife Maria in 1937, the registrar asked the bride: “Are you still marrying a Jew at this time?” Some people who were “full Jews” according to the Nuremberg Race Laws of 1935 were able to survive the persecution in the town. Jewish parents of a “Mischling” and childless Jewish wives in an upright mixed marriage were privileged and were largely not deported. Jewish husbands of “Aryan” women also enjoyed more protection. They survived because the National Socialists feared that the protests of non-Jewish relatives could jeopardise the secrecy of the extermination process. Nevertheless, many of those affected preferred to flee to safety abroad. Seven Jews from St. Pölten survived in their home town or in Vienna in protected mixed marriages: Melanie Benedikt, Rudolf Bondy, Anna Mattes, née Gelb, Ernestine Jeschko, Alfred Kirchenberger, Else Maurer and Otto Wellisch. After the November pogrom, Otto Wellisch was arrested, imprisoned in Vienna for ten days and maltreated. His non-Jewish friends – although National Socialists – and his wife saved him from deportation. During the war, Otto Wellisch was a forced labourer in Eisenerz. His wife had to put a “Jewish star” on the door of her flat in Vienna, all her identity cards said “Gatte Jude” (husband Jew) and the air-raid warden wouldn't let her into the air-raid shelter. In the last few weeks, the family – a daughter had been born in the meantime – hid with Maria's mother in Osterburg near Melk.
Otto's brother Ernst Wellisch and his wife Melanie left Vienna for Palestine in November 1939 on the so-called “Kladovo Transport”. They also had a small child. The escape ship stranded in the Serbian Danube harbour of Kladovo. In retaliation for Yugoslav partisan raids, the Wehrmacht shot all the Jewish men; the women and children perished in the Sabac concentration camp.