A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

weinsteinkarlyv
Karl
Weinstein
29.02.1888
Landhausen
Kielce
Kaufmann
Markersdorf 35
Zwangsumsiedlung in die Kleine Stadtgutgasse 3, Wien 2; am 19. Februar 1941 nach Kielce deportiert
Heinrich
Kathie
Silbermann
Eliese
Neumann
Charlotte Karoline
Hermann

Wie für viele Juden war auch für Karl die „Pogromnacht” im November 1938 ein Wendepunkt. Karl, Elise und ihre Kinder waren die einzige jüdische Familie in Markersdorf, einem kleinen, ruhigen Dorf in der Nähe von St. Pölten, wo sie die Gewischtwarenhandlung betrieben. In der schrecklichen Nacht des 9. Novembers 1938 stürmten Nazi-Hooligans das Haus. Die gesamte Familie war durch diesen Vorfall schwer traumatisiert. Der junge Hermann, mein Vater, damals 20 Jahre alt, entschied sich, sofort nach Palästina aufzubrechen.

Karl, seine Frau Eliese und ihre 17-jährige Tochter Lotti (Charlotte Karoline) wurden wie Adolf 1940 zwangsweise in eine Sammelwohnung in Wien 2, Große Stadtgutgasse 3 umgesiedelt. Am 19. Februar 1941 wurden sie nach Kielce in Polen deportiert. Eliese starb dort im Winter 1941, Karl und Lotti verschwanden in Kielce oder Treblinka. Ich möchte einige Sätze aus einem Brief zitieren, den Karl am 10. Juni 1941 aus Kielce an seine frühere Nachbarin Amalie Brunner in St. Pölten schrieb. Die Briefe befinden sich heute bei unserer Familie in Maccabim, Israel.

„Durch die lange Zeit an Hunger und Entbehrungen sind wir schon so abgeschwächt, [...] wenn man bedenkt, was es heißt, wenn wir schon durch 3 Monate kein Stückchen Rindfleisch oder Rindsuppe weder gesehen noch gegessen haben [...]. Es ist natürlich fürchterlich traurig und für uns furchtbar bitter, edle Menschen um Unterstützung zu bitten, aber der Mensch wehrt sich bis zum letzten Atemzug, um nicht eines Hungertodes sterben zu müssen.“

Trotz dieser furchtbaren Lage weigerte sich Karl Weinstein, als Held des Ersten Weltkriegs ausgezeichnet, mutig bis zum Ende, sein Haus und den Grundbesitz in Markersdorf an die Nazis zu verkaufen.

As for many Jews, the November Pogrom was a breaking point also in Karl’s life. Karl and Eliese Weinstein were the only Jewish family in Markersdorf, a small and quiet village near St. Pölten, where they owned a local shop. In the terrible night of 9 November 1938, Nazi hooligans burst in and shocked the fa­ mily. The young Hermann, my father, than twenty years old, decided to leave immediately for Palestine. Karl, Eliese, and their seventeen­year­old daughter Lotti (Charlotte Karoline), like Adolf, were taken in 1940 to a collective apartment in Vienna 2, Große Stadtgutgasse 3, and were deported on 19 February 1941 to the Kielce ghetto in Poland. Eliese died there in winter 1941, while Karl and Lotti disappeared in Kielce or Treblinka. I will quote just a few sentences from a letter Karl wrote to his former neighbor Amalie Brunner in St. Pölten on 10 June 1941. Today, these letters are in the possession of my family in Maccabim, Israel.

„[...] after such a long time of hunger and privation, we are all weakened and exhausted [...] in the last 3 months, we have neither seen nor eaten any meat or soup. [...] It is of course terribly sad and terribly bitter for us to ask noble people for support, but a human being will resist till his final breath not to starve to death”.

In spite of this terrible shortage of sustenance and food, Karl Weinstein, an Austrian hero of World War I, refused bravely until the end to sell his estate in Markersdorf to the Nazis.



Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.