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Johanna
Morgenstern
Fischl
25.03.1876
St. Pölten
Treblinka
Geschäftsfrau
Kremsergasse 17, St. Pölten
6. Mai 1940 Zwangsumsiedlung in die Franz Hochedlinger-Gasse 10/6, Wien 2; am 10. September 1942 nach Theresienstadt deportiert, am 29. September 1942 nach Treblinka überstellt
Wilhelm
Barbara
Allina
August
Egon
Hans
Grete


Steine der Erinnerung

morgenstern1
morgenstern2


Johanna Morgenstern,
ihre Mutter und ihre Schwestern

„Ich habe die Absicht, das Haus St. Pölten Kremsergasse 17, welches sich derzeit im Besitze der Frau Betty Sara Fischl befindet, zu erwerben und habe auch den Kaufvertrag hierüber bei der Vermögensverkehrsstelle eingerichtet.“

Dieses mit „Heil Hitler“ unterfertigte Schreiben vom 20. Juni 1939 an den Oberbürgermeister der Stadt St. Pölten bezieht sich auf Johanna Morgensterns Elternhaus, das ihrer damals 78-jährigen verwitweten Mutter gehörte. Johanna wurde am 25. März 1876 in St. Pölten als Tochter von Wilhelm und Barbara Betty Fischl geboren, sie war Schneiderin und Geschäftsfrau und lebte mit ihrem Ehemann August Morgenstern in Olmütz/Olomouc. Nach der Scheidung kehrte sie mit ihren drei Kindern nach St. Pölten zurück und zog zu ihrer Mutter in die Kremsergasse. Johannas Sohn Hans, 1905 geboren, kam mit 17 Jahren bei einem Bergunfall ums Leben. Der spätere Rechtsanwalt Egon wurde am 14. Februar 1899 geboren, überlebte die Shoah in Erez Israel/Palästina und kehrte mit Frau Stella und Sohn Hans 1947 nach St. Pölten zurück. Grete, 1902 geboren, verheiratete Pelczer, musste mit ihrem Mann nach Wien 7, Seidengasse 39/11a, umsiedeln. Vorerst gelang ihnen die Flucht nach Prag, doch wurden sie am 15. Mai 1942 nach Theresienstadt deportiert, zwei Tage später in das KZ Majdanek bei Lublin überstellt und dort ermordet. Ihr Sohn Otto Hans Emanuel entkam nach Großbritannien.

Auch Johanna Morgenstern musste am 6. Mai 1940 nach Wien 2, Franz Hochedlinger-Gasse 10/6 übersiedeln. Von dort wurde sie am 10. September 1942 nach Theresienstadt deportiert und am 29. September 1942 in einem sogenannten „Altentransport“ nach Treblinka im Nordosten von Warschau überstellt. In diesem größten Vernichtungslager des NS-Regimes wurden etwa eine Million Menschen ermordet; auch Johanna kehrte von dort nicht mehr zurück.

Mit Johanna zog auch ihre Mutter in die Sammelwohnung in der Franz Hochedlinger-Gasse. Barbara Betty Allina, am 15. Jänner 1851 im mährischen Tucap/Tučapy geboren, lebte mit ihrem Mann Wilhelm Fischl in St. Pölten. Ihr einziger Sohn Siegfried, geboren 1875, überlebte das Säuglingsalter nicht, ihre Tochter Mathilde, 1877 geboren, starb mit 14 Jahren. Auch Johannas Schwestern Hermine Munk (geb. 1879) und Theresia Sabath (geb. 1880) wurden in der Shoah ermordet. Die jüngste, Stefanie Kohn, geboren 1882, nahm in Prag kurz vor der bevorstehenden Deportation eine Überdosis Schlafmittel. Betty blieb das Schicksal ihrer Töchter erspart; sie starb am 26. August 1941 im 91. Lebensjahr in Wien und ist am Zentralfriedhof, Tor 4 begraben.

Aus: Steine der Erinnerung in St. Pölten I/2018, S.35-41, Hg.: Institut für jüdische Geschichte Österreichs, zu bestellen unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! um 8 € zzgl. Porto
Bilder: Foto von Bernadette Dewald, Porträt aus dem Privatarchiv von Hans Morgenstern

 

Johanna Morgenstern, her mother, and her sisters

„I intend to acquire the house in St. Pölten at Kremsergasse 17, which is currently in the possession of Ms. Betty Sara Fischl, and have already ar- ranged the appertaining sales contract with the Property Transaction Office [Vermögensverkehrsstelle].”

This letter to the Chief Mayor of the City of St. Pölten, dated 20 June 1939 and signed with “Heil Hitler”, was referring to the parental home of Johanna Mor­ genstern, which belonged to her then 78­year­old, widowed mother. Johanna was born on 25 March 1876 in St. Pölten to Wilhelm and Barbara Betty Fischl. She was a tailor and businesswoman and lived with her husband August Mor­ genstern in Olmütz/Olomouc. After divorcing her husband, she returned to St. Pölten with her three children and moved in with her mother in the Krem­ sergasse. Johanna’s son Hans, who was born in 1905, died in a mountaineer­ing accident aged 17. Egon, who would later become a lawyer, was born on 14 February 1899 and survived the Shoah in Eretz Israel/Palestine. He returned to St. Pölten with his wife Stella and their son Hans in 1947. Grete, who was born in 1902 and whose married name was Pelczer, was forced to relocate with her husband to Vienna 7, Seidengasse 39/11a. At first, they managed to escape to Prague, but were eventually captured and deported to Theresien­ stadt on 15 May 1942. Two days later, they were transferred to the Majdanek concentration camp near Lublin, where they were murdered. Their son Otto Hans Emanuel fled to the United Kingdom.

Johanna Morgenstern also had to relocate on 6 May 1940, to Vienna 2, Franz­ Hochedlinger­-Gasse 10/6. From there, she was deported to Theresienstadt on 10 September 1942. On 29 September 1942 she was transferred on a so­called “elderly people’s transport” to Treblinka, northeast of Warsaw. About one mil­lion people were murdered in this, the largest extermination camp of the Nazi regime. Johanna did not return from there.

Johanna was joined in the collective apartment in the Franz­-Hochedlinger­ Gasse by her mother. Barbara Betty Allina, who was born on 15 January 1851 in Tucap/Tu?apy in Moravia, used to live with her husband Wilhelm Fischl in St. Pölten. Their only son, Siegfried, was born in 1875 and did not live beyond his infancy. Their daughter Mathilda, who was born in 1877, died aged 14. Johanna’s sisters Hermine Munk (born 1879) and Theresia Sabath (born 1880) were also murdered in the Shoah. The youngest sibling, Stefanie Kohn, who was born in 1882, committed suicide with an overdose of sleeping pills in Prague shortly before her scheduled deportation. Betty was spared the fate of her daughters: She died on 26 August 1941 aged 90 in Vienna and is buried in the newer Jewish section (Tor 4) of the Central Cemetery.

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