A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Anton
Penizek
31.08.1874
Milevsko
Opole
Händler
Franziskanergasse 12, St. Pölten
Praterstraße 13, Wien 2 und Brunngasse
Am 7. Mai 1940 nach unbekannt abgemeldet, ab 15. Mai 1940 in der Stiftgasse 15/17, Wien 7 angemeldet; am 15. Februar 1941 nach Opole deportiert
Alois
Elisabeth
Kramer

 

Steine der Erinnerung



penizek2
penizek

 

Anton Penizek

„Da die gegenständliche Liegenschaft für mich die Existenz bedeutet und ich allenfalls Gefahr laufe, den Platz zu verlieren, wenn ein anderer Bildhauer die Liegenschaft im Arisierungsweg erstehen würde, habe ich mich bemüht, das nötige Kapital aufzubringen, um meine Existenz zu sichern.“ (Rudolf Prochaska im Schreiben seines Anwalts Dr. Georg Budik an die Landeshauptmannschaft in Niederdonau, St. Pölten, 12. 4. 1940)

Bei der „gegenständlichen Liegenschaft“, um die sich der St. Pöltner Bildhauer Rudolf Prochaska so sehr bemühte, handelte es sich um ein Grundstück mit Werkstätte in der St. Pöltner Goldeggerstraße 26 im Besitz von Anton Penizek, der kurz darauf, am 7. 5. 1940, an eine unbekannte Adresse nach Wien zwangsübersiedeln musste. Anton Penizek, am 30. 8. 1874 in Mühlhausen (Milevsko, Böhmen) als Sohn von Alois Eliezer und Elisabeth Eliska, geb. Kramer, geboren, hatte noch sieben Geschwister. Die große Kinderzahl und die hebräischen und jiddischen Namen lassen auf eine traditionelle religiöse Familie schließen. In St. Pölten führte er ein Geschäft für Alteisen, Altmetalle und Rohprodukte, das offenbar keinen großen Gewinn abwarf, denn in seinem Vermögensverzeichnis vom 15. 7. 1938 führte er an Wertgegenständen nur „Goldkette, Ring, alte Golduhr, Kleinigkeiten“ und Schulden bei seinen Geschwistern von rund 20.000 Reichsmark an. Am wertvollsten war wohl das gegenständliche Grundstück, das schon seit Jahren an Rudolf Prochaskas Vater und Bruder vermietet gewesen war. Dieser nützte die Zwangslage seines Vermieters aus und drängte auf Verkauf. In dem Schreiben, das sein Anwalt Dr. Georg Budik zur Genehmigung des Kaufvertrags an die „Landeshauptmannschaft in Niederdonau“ übermittelte, gab er an, zuvor die „desolate Werkstatt“ und den „zerfallenen Zaun“ auf eigene Kosten renoviert zu haben. Selbstverständlich legte er auch eine „eidesstattliche Erklärung über meine und meiner Gattin arischer Abstammung“ bei.

Am 19. 11. 1940 bestätigte das Amtsgericht St. Pölten, Abteilung 7, die Eigentumsrechte von Prochaska und verständigte darüber nicht nur ihn und weitere involvierte Parteien, sondern auch „Anton Israel Penizek, Wien VII, Stiftgasse 15-17/III/18“. Über der Adresse wurde, vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt, handschriftlich vermerkt: „vormals“. Im Oktober 1956 wies die Rückstellungskommission beim Landesgericht Wien das Ansuchen auf Restitution von Antons Bruder, dem Kürschner, Designer und Großhändler Maximilian Penizek (1882–1962 Wien) ab. Als Begründung führte sie an, dass Maximilian, der aus seinem Fluchtort London nach Wien zurückgekehrt war, seine Erbberechtigung nicht beweisen konnte und dass außerdem die Frist für eine Rückstellung mit 30. 6. 1954 abgelaufen sei.

Anton Penizek wurde am 15. 2. 1941 in das völlig überfüllte und hygienisch katastrophale Ghetto Opole in Polen deportiert. Dessen Liquidation erfolgte im Frühjahr 1942, von den 2008 aus Wien Deportierten überlebten nur 28 die grauenhaften Lebensbedingungen. Anton war nicht darunter.

Seine Schwestern Ernestine, verh. Mahler (1870–1943) und Minna, verh. Weiss (1881–1944) wurden mit ihren Ehemännern in Auschwitz ermordet. Eine Schwester war bereits um 1900 nach Südafrika ausgewandert, den anderen vier Geschwistern gelang die Flucht in die USA und nach Australien.

 

Anton Penizek

“As the property in question represents my entire livelihood and, in any case, I would be in danger of losing the space if another sculptor acquired the prop­ erty through Aryanization, I have endeavored to raise the necessary capital to secure my livelihood.” (Rudolf Prochaska in a letter from his lawyer, Dr. Georg Budik, to the Regional Governor’s Office in Niederdonau, St. Pölten, 12. 4. 1940)

The “property in question” that the St. Pölten-based sculptor Rudolf Prochaska was so concerned about was a piece of real estate including a workshop at Goldeggerstraße 26 in St. Pölten. It was owned at the time by Anton Penizek, who shortly thereafter, on 7 May 1940, was forced to relocate to an unknown address in Vienna. Anton Penizek was born on 30 August 1874 in Mühlhausen (Milevsko, Bohemia) to Alois Eliezer and Elisabeth Eliska, née Kramer. He had seven siblings. The large number of children and the parents’ Hebrew/Yiddish names suggest that this was a traditional religious family. In St. Pölten, Anton ran a store for scrap iron, scrap metals, and raw materials that was obviously not very lucrative, for the only assets he listed on his property declaration on 15 July 1938 were “a gold chain, a ring, an old golden watch, and some small items.” He also cited debts to his siblings totaling around 20,000 Reichsmark.

His most valuable asset was obviously the “property in question,” which he had been renting to Rudolf Prochaska’s father and brother for years. Rudolf Prochaska evidently exploited his landlord’s dire situation and urged for the property to be sold. In the letter that his lawyer Dr. Georg Budik submitted to the “Regional Governor’s Office in Niederdonau” in order to approve the sales contract, he claimed to have renovated the “desolate workshop” and the “dilapidated fence” at his own expense. Naturally, he included a “sworn affidavit concerning my Aryan descent and that of my wife.” On 19 November 1940, the District Court of St. Pölten, Department 7, confirmed Prochaska’s right of ownership and notified not only him and other involved parties, but also “Anton Israel Penizek, Vienna, Seventh District, Stiftgasse 15-17/III/18.” A handwritten note above the address, perhaps added later, remarked: “formerly.” In October 1956, the Restitution Commission at the State Court of Vienna rejected a petition for restitution submitted by Anton’s brother, the furrier, designer, and wholesaler Maximilian Penizek (1882–1962 Vienna). It argued that Maximilian, who had returned to Vienna from London, his place of refuge, could not prove his right to inherit- ance and that the deadline for restitution had in any case passed on 30 June 1954.

Anton Penizek was deported on 15 February 1941 to the totally overcrowded and hygienically catastrophic Opole Ghetto in Poland. It was liquidated in the spring of 1942. Of the 2,008 individuals deported there from Vienna, only 28 survived the horrific living conditions. Anton was not among them.

His sisters Ernestine, married name Mahler (1870–1943) and Minna, married name Weiss (1881–1944) were murdered along with their husbands in Auschwitz. Another sister had already emigrated to South Africa in 1900, the remaining four siblings managed to flee to the USA and Australia.

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.