Vogelwelt am Neusiedlersee
Diese Anstecknadeln stammen von der 2. Sammlung des Kriegswinterhilfswerkes vom 18./19. Jänner 1941 in Niederösterreich. Zu bedenken ist dabei, dass das nördliche Burgenland und somit auch der Neusiedlersee dem "Gau Niederdonau" zugeschlagen worden war.
Das Nibelungenlied
Anstecknadeln des Winterhilfswerks
Entgegen unserer ersten Annahme handelt es sich bei den Anstecknadeln aus Kunstharz um Originale, die man bei einer Spende an das Winterhilfswerk als Werbegeschenk erhielt. Durch die wechselnden Motive bei jeder Sammlung können wir diese Exemplare auf 6./7. Jänner 1940 datieren.
Vielen Dank an Martina Fink für das Zurverfügungstellen ihres Materials!
Erster Workshop, 15. 2. 2017
Am ersten Workshop am 15. Februar im Hiphaus St. Pölten nahmen zwar nur fünf Personen teil, doch ihre Informationen und Fragestellungen waren hochkarätig. Eine Teilnehmerin brachte tatsächlich den sprichwörtlichen Korb voll mit Fotos und Dokumenten mit. Sie hatte ein Haus erworben, dessen Eigentümerin aus der jüdischen Familie Pilpel stammt – von dieser Familie wussten wir bisher nur, dass eine Tochter in sog. „privilegierter Mischehe“ überlebt hatte. Auf Grundlage dieses bereits sehr gut vorsortierten Privatarchivs fanden die Historiker Christoph Lind und Philipp Mettauer in den Online-Datenbanken weitere Familienmitglieder. Zwei wurden Opfer der Shoa, eine Frau wurde im Rahmen der NS-Euthanasie ermordet.
Jede/r Teilnehmer/in kam mit einer persönlichen Forschungsfrage zum Workshop, sei es zu einem verschollenen Familienmitglied, sei es zur ehemaligen SA-Siedlung in St. Pölten oder zur „Arisierung“ eines Hauses in der Nachbarschaft. Um alle diese Anliegen intensiv zu diskutieren und zu recherchieren, reichte kaum die Zeit. Die Teilnehmerzahl war zwar klein, der Ertrag aber überaus hoch. Lassen Sie sich inspirieren und kommen Sie zum nächsten Workshop am 14. März und 18.00 ins Bildungshaus St. Hippolyt!
Foto: Dr. Philipp Mettauer und Dr. Christoph Lind mit einer Teilnehmerin des 1. Workshops bei der Sichtung der mitgebrachten Materialien © Injoest
Das Nibelungenlied Rückseite
Die Prägung auf der Rückseite RZM, Reichszeugmeisterei der NSDAP und M9/239 verrät uns den Erzeuger. Es handelt sich dabei um A. Beladas Nach. Frz. Jungwirth, Wien. Die Firma war „arisiert“, die Vorbesitzer hießen Karl und Paul Schlesinger. Franz Jungwirth wurde 1946 vom Volksgericht Wien wegen „mißbräuchlicher Bereicherung“ zu vier Jahren Haft verurteilt.
Kick Off Veranstaltung, 2. 2. 2017
Schon im Vorfeld fanden das Projekt und seine Kick Off-Veranstaltung ein erfreuliches Medieninteresse. Zur Veranstaltung am 2. Februar um 19.00 im Bildungshaus St. Hippolyt erschienen 20 Teilnehmer/innen, 16 Frauen und vier Männer im Alter von etwa 25 bis etwa 80 Jahren. In Vertretung des Bürgermeisters von St. Pölten Mag. Matthias Stadler nahm Frau Gemeinderätin Mirsada Zupani an der Veranstaltung teil, aufgrund ihrer Herkunft aus einem Ort nahe Sarajewo ist sie, wie sie sagte, an jüdischer Geschichte besonders interessiert.
Das Projektteam hatte einen dreiteiligen Imput mit anschließender Diskussion vorbereitet. Christoph Lind legte die historische Basis mit einem Überblick über die Geschichte der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) St. Pölten von den Anfängen bis zur Vernichtung. Martha Keil gab eine Einführung in die Zielsetzung und Methoden von Citizen Science und illustrierte anhand von historischen Fotos aus der IKG St. Pölten, in welchen Themenbereichen Citizen Scientists fündig werden könnten: Nachbarschaft, Schule, Geschäftsleben und Beruf, Erster Weltkrieg, Freizeitgestaltung (Sportvereine, Feste, Theatergruppen etc.), Beobachtungen von Gewaltmaßnahmen wie „Reibpartien“, Überfälle, Zerstörungen, Delogierung und Deportation sowie eventuelle Kontakte nach dem Krieg. Im dritten Teil sprach Philipp Mettauer über die praktische Forschungsarbeit, stellte die wichtigsten online-Datenbanken und Archive vor und gab einführende Tipps zur Recherche.
Die Diskussion wurde sofort sehr lebhaft und auch sehr ehrlich und persönlich geführt. Ein Diskussionspunkt betraf die Informationen und das Sprechen betreffend Juden und jüdischer Geschichte innerhalb der Familien und im Umfeld. So gut wie alle Teilnehmer/innen konstatierten Schweigen und Abwehr sowie das Bedürfnis, mehr über die verdrängten Geschehnisse und Familienanteile zu erfahren.
Foto: (v.l.n.r.) Dr. Philipp Mettauer (Injoest), PD Dr. Martha Keil (Injoest), Dr. Christoph Lind (Injoest), Franz Moser (Bildungshaus St. Hippolyt) und Gemeinderätin Mirsada Zupani (Stadt St. Pölten) © HipHaus